Kriterien für Valuebets

[Followewry]

Servus zusammen!

Ich möchte mich heute mal an die "Value-Freaks"wenden.

Seit längerem befasse ich mich mit den Wett-Quoten und deren Berechnungen. In diesem Zusammenhang kommt natürlich unweigerlich das Thema "Value" auf den Tisch.

Nach vielen Stunden des Austüftelns, bin ich mittlerweile bei der Poisson-Verteilung nach Toren aus den letzten drei Saisonen plus der laufenden Saison gelandet.
Die Ergebnisse sind - na ja - durchwachsen bis positiv. Ca. 50% der Spiele kann ich als Treffer verbuchen.

Meine Frage an die Value-Freaks hier im Forum wäre nun:

Welche Kriterien zur Berechnung des Value verwendet ihr?

Ich möchte hier keine vorgefertigten Wettstrategien ausspähen, sondern ich bräuchte neue Denkanstöße um meine Value-Berechnung zu verbessern und somit auf evtl. 60% richtige Tipps zu kommen.

Ich sag schon mal vielen Dank für eure Mühe.

VG

Ewry

[FollowLodda]

Ich bin kein reiner Valuewetter, aber bin natürlich an vorteilhaften Quoten interessiert. Ob man das berechnen kann weiß ich nicht. Ich habe schon mit umfangreichen und simplen Programmen gearbeitet und früher oder später lief es fast immer auf +/- Null hinaus.
Ich bin der Meinung, dass der beste Rechner dafür das Gehirn ist und das beste Programm die Erfahrung. Irgendwann sieht man eine Quote uns weiß, ob sie gut oder schlecht ist.
Es kommt aber auch vor, dass man eine Quote für gut empfindet, aber eventuell eine wichtige Information zum Spiel nicht mitbekommen hat.
Rein auf Statistik zu vertrauen ist nicht mein Ding.

[FollowCarpeDiem147]

Der Ansatz mit dem Value ist schon richtig, allerdings solltest du dich nicht an die Trefferquoten klammern. Ich weiß nicht, wie du nach der Berechnung der Quoten weiter vorgehst. Tippst du alle errechnten Quoten, die unter denen des Buchmachers liegen oder triffst du eine Selektion? Alle "Value"-Wetten würde ich nicht ungeprüft tippen. Die aktuelle Form der beiden Teams sollte man vorher nochmal unter die Lupe nehmen. Die Poisson-Quote ist kein Orakel, sondern ein Basiswert, der aus historischen Daten berechnet wird.
Von der Berechnung her, die du vornimmst, sieht das schon recht gut aus. Die Tore von drei Spielzeiten sind eine gute Stichprobe. Allerdings sollten nur die Heimtore des Heimteams sowie die Auswärtstore des Auswärtsteams berücksichtigt werden, da es zwischen Heim- und Auswärtsstärke oft große Diskrepanzen gibt. Um das Ergebnis noch weiter zu verfeinern, könntest du die Spielzeiten unterschiedlich gewichten. Je aktueller, desto höher die Gewichtung.
Ich habe gerade eine Webseite (muss erst hier nachfragen, ob ich die Seite nennen darf) veröffentlicht, auf der ich u.a. die Quoten mit zwei verschiedenen Poisson-Methoden (Angriffsstärke vs. Defensivstärke und einfaches Torverhältnis) berechne.

[Followewry]

Servus CarpeDiem!

Ich versuche mal meine Berechnungen irgendwie verständlich darzustellen.

Schritt 1:

Zu Beginn einer Saison werden die durchschnittlich geschossenen Heimtore sowie die durchschnittlich geschossenen Auswärtstore der letzten drei Spielzeiten errechnet.
Nach deren Berechnung kommt man z. B. auf die beiden Zahlen

durchschnittlich geschossene Heimtore: 1,56613
durchschnittlich geschossene Auswärtstore: 1,32804

Schritt 2:

Für jede Mannschaft wird Schritt 1 wiederholt, wobei ich aber hier jeweils die erzielten Tore sowie die Gegentore für Heim- und Auswärtsspiele gesondert berechne.
Beispiel: Bayern München hatte in der Saison 2011/2012 ein Heimtorverhältnis von 49:6. Dies bedeutet eine Torrate von 2,8823/0,3529 pro Heimspiel.
Auswärts war das Verhältnis 28:16 = Torrate 1,6470/0,9411 pro Auswärtsspiel.
Diese Berechnung wird ebenfalls über die letzten drei Spielzeiten durchgeführt.

Durch diese Berechnung erhalte ich eine durchschnittliche Heim- und Auswärtsstärke der Offensive und Defensive eben über diese drei Spielzeiten.

Schritt 3:

Ich warte die ersten sechs Spieltage der laufenden Saison ab, um einen ersten Eindruck über die neuen Leistungen der Mannschaft zu bekommen.

Nach diesen sechs Spieltagen wird die aktuelle Heim- und Auswärtsstärke berechnet.

Schritt 4:

Ich habe nun vier Kennzahlen (drei über die letzen Spielzeiten und eine für die aktuelle). Um diese vier Kennzahlen in ein vernünftiges Verhältnis zu setzen und um den veränderten Zusammestellungen der Mannschaften Rechnung zu tragen, werden die Kennzahlen unterschiedlich gewichtet.

Die älteste Kennzahl wird mit 10 multipliziert, die zweite mit 20, die dritte mit 30 und die aktuelle mit 40.
Die Summe dieser vier Berechnungen werden dann durch 100 geteilt.

Das Ergebnis von Schritt vier ist nun die durchschnittliche Heim-/Auswärtstorrate über die letzten drei Spielzeiten sowie der aktuellen.

Schritt 5:

Für die Berechnung der zu erwartenden Tore verwende ich nun folgende Formel:

Tore Heim: Angriffsstärke Heim x Defensivstärke Gast x Durschnitt Heimtore Liga (s.o.)
Tore Gast: Angriffsstärke Gast x Defensivstärke Heim x Durchschnitt Gasttore Liga (s.o.)

Schritt 6:

Die aus Schritt fünf erhaltenen Kennzahlen werden nun in die Poisson-Verteilung eingearbeitet. Dadurch entstehen ja dann bekanntlich die Resultats-Wahrscheinlichkeiten. Diese wiederum addiert ergeben dann die prozentuale Wahrscheinlichkeit für Heim-/Gastsieg bzw. Unentschieden.

Schritt 7:

Es ist mir bei den Auswertungen aufgefallen, daß Spiele die auf einen Heimsieg hindeuten ab einer Wahrscheinlichkeit von 40-60% und zugleich einem Valuegehalt von über 1,10 die beste Rendite erwirtschaften (dies gilt bisher aber nur für die deutsche Bundesliga).
Jedes Value zu tippen wäre totaler Irrsinn, da hierbei auch Quoten von über 10 des öfteren einen Valuegehalt hatten.

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So das wär's soweit mit meiner Vorgehensweise. Viel Stoff zu lesen und hoffentlich auch einigermaßen verständlich erklärt.
Wer noch Verbesserungsmöglichkeiten sieht oder andere Kriterien für wichtig erachtet - bitte melden.

VG

Ewry

[FollowKites]

(09.08.2013, 15:19)Lodda schrieb: Rein auf Statistik zu vertrauen ist nicht mein Ding.

Die Statistik sind 85% der Quote.

[Followewry]

Servus zusammen!

Schade das sich außer CarpeDiem, Lodda und Kites keiner zu dem Thema geäußert hat.

Nun gut!

Eine Frage hätte ich aber dann doch noch.

Wie weiter oben geschrieben gewichte ich die zürückliegenden Spielzeiten mit 10/20/30 und 40%

Was haltet ihr von folgender Gewichtung:

älteste Spielzeit 8%
zweitälteste Spielzeit 12%
letzte Spielzeit 30%
aktuelle Spielzeit 50%

VG

Ewry

[FollowCarpeDiem147]

Hallo Ewry,

grundsätzlich ist es schon richtig, die aktuelle Spielzeit deutlich höher zu gewichten. Aber ich würde die Poisson-Quoten nicht als einziges Kriterium für die Wettauswahl heranziehen.
Zuerst würde ich die möglichen Wetten anhand anderer beliebiger Kriterien selektieren, und anschließend die Poisson-Quoten heranziehen, um zu prüfen, ob die potentiellen Wetten Value beinhalten. Die Trefferquote spielt nur eine sekundäre Rolle. Langfristig kommt es einfach nur darauf an, den Markt zu schlagen. Und das geht bei entsprechenden Quoten auch mit einer Trefferquote von 30%.

[FollowKites]

(15.08.2013, 18:39)CarpeDiem147 schrieb: Hallo Ewry,

Und das geht bei entsprechenden Quoten auch mit einer Trefferquote von 30%.

Hallo Ewry,

Wenn Du dir, alle Spiele und alle Quoten von einer Liga ziehst, das ganze auf 10 Jahre, dann siehst Du schon was die Buchmacher verdienen.

Vielleicht schweife ich jetzt etwas von Deiner Vorstellung des Berechnens ab.
Aber so habe ich mir ein Grundwissen über die Quote angeeignet.

Hier mal ein Beispiel:
Spiele gesamt:2736 Quoten Schnitt

Auszahlung auf 1€ Ergebnis auf 1€

Sieg Spiele Home 1191 2,06

2.451,40 € -284,60 €

Sieg Spiele Away 884 2,78

2.454,74 € -281,26 €

Sieg Spiele Draw 661 3,52

2.323,20 € -412,80 €

Sieg Spiele D/D 397 5

1.980,00 € -756,00 € €

Sieg Spiele H/H 763 3,5

2.667,00 € -69,00 € €

Sieg Spiele A/A 488 5

2.435,00 € -301,00 € €

Sieg Spiele D/A 336 6,5

2.177,50 € -558,50 €€

Sieg Spiele A/D 117 15

1.740,00 € -996,00 €€

Sieg Spiele H/D 147 14

2.044,00 € -692,00 €€

Sieg Spiele D/H 374 5

1.865,00 € -871,00 €€

Gerechnet Schottland 1 von Saison 2001_02 - 2012_13
Alle Spiele.
Die Durchschnittliche Quote ist auf die gewonnen Spiele.

Betrachten muss man das allerdings wie Roulette, hinterher weiß man immer wie es kommt.
Aber für eine Vorrauschau für kommende Spiele hilft es mir.

Ich hoffe das ich nicht zu weit abgeschweift bin und etwas helfen konnte.

viele Grüße
Kites

[Followewry]

Servus zusammen!

Bitte entschuldigt, daß ich das Thema aus der Versenkung hole aber ich hätte wieder mal ein paar Fragen an die Value-Experten und wollte kein neues Thema eröffnen.

Seit Anfang September habe ich ein neues Projekt in Angriff genommen, daß sich ausschließlich mit Valuewetten befaßt.

Kurz meine Vorgehensweise zur Berechnung des Values

1.) Ich habe in den einzelnen Ligen die Spielergebnisse (Sieg - UE - Niederlage) über die letzten drei Jahre notiert und sie mit einem Schlüssel von 30, 12 und 8% in die Wertung gebracht. Die aktuelle Saison wird mit 50 % hinzugerechnet. Somit ergibt sich eine gewisse Ligaverteilung der Spielausgänge über die letzten Jahre.

Die deutsche Bundesliga hat nach dieser Berechnung z. Zt eine Ligaverteilung von:
47,19% Siege
25,54% Unentschieden
27,27% Niederlagen

2.) Die einzelnen Mannschaften wurden ebenfalls nach Ihren Spielergebnissen notiert und mit dem o. a. Schlüssel berechnet.

Borussia Mönchengladbach weist beispielsweise folgende sogenannte totale Mannschaftsverteilung auf:
45,08% Siege
34,90% Unentschieden
20,01% Niederlagen

3.) Um die Heim- bzw. Auswärtsstärke zu berechnen habe ich die totale Mannschaftsverteilung noch in Heim- und Auswärtsbilanzen umgerechnet.

Bei Gladbach ergibt sich dann eine Mannschaftsverteilung Home/Away von:

Heim:
54,29% Siege
37,11% Unentschieden
8,59% Niederlagen

Auswärts:
35,41% Siege
32,23% Unentschieden
32,35% Niederlagen

4.) Als nächstes wird die aktuelle Form der letzten fünf Spiele berechnet.
Bsp. W-W-D-L-W = Form total 60-20-20.

5.) Auch bei der Berechnung der aktuellen Form wird zusätzlich die Heim- bzw. Auswärtsstärke berechnet (Berechnung s. Pkt. 4.) = Form Home/Away

6.) Ein weiterer Punkt meiner Valueberechnung ist der H2H-Vergleich
Wie schon bei den Punkten weiter oben gibt es eine Berechnung für den totalen H2H-Vergleich und

7.) einen H2H-Vergleich nur für die Heimmannschaft .

8.) Nachdem der September mit diesen Werten alles andere als gut gelaufen ist, habe ich seit Oktober noch die Poissonberechnung (Berechnung s. weiter oben) mit einfließen lassen.

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Diese acht Punkte werden nun folgendermaßen in die Value-Berechnung eingearbeitet.

20% Ligaverteilung
20% Poisson
10% Mannschaftsverteilung total
15% Mannschaftsverteilung home/away
10% Form total
15% Form home/away
2,5% H2H total
7,5% H2H home/away

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Es wurden bisher 391 Wetten nach diesen Werten abgeschlossen. 150 waren richtig (38,36%).
Die Einsätze werden nach fractional Kelly (5-10%) berechnet und fast ausschließlich bei Pinnacle gespielt.
Durch die guten Quoten von Pinnacle ergibt sich auch ein ROI von + 6,82%, (durchschnittlich gespielte Quote = 2,95 €) was zunächst auch mal gar nicht schlecht ist.
Im Großen und Ganzen bin ich aber mit den Erfolgen die ich bisher erzielt habe nicht zufrieden - oder setze ich meine Meßlatte zu hoch an?

Vergleiche ich meine Prognosen über alle Spiele (also auch die nicht gespielten) komme ich gut und gerne auf mehr als 50% richtige Tipps. Freilich sind da auch die 1,20er Quoten von Bayern und Konsorten mit dabei, trotzdem finde ich den Rückgang der richtigen Tipps um 15% schon sehr groß.

Die Erfolgsbilanz in den einzelnen Ligen reicht von + 15% Portugal 1. Liga bis - 18% Österreich Bundesliga.

Erstaunlich ist meiner Meinung nach auch, daß gerade die vermeintlich sicheren Spiele (Prognose zwischen 60 und 70%) meist in die Hose gehen (durch die Kelly-Berechnung ist der Verlust dann natürlich auch überdurchschnittlich hoch)

Meine Frage an die Value-Experten wäre nun:

Soll ich an meinen Berechnungen irgendetwas ändern?
Kann ich noch andere Kriterien zur Berechnung heranziehen, die mir bisher noch nicht eingefallen sind und wenn ja welche?
Ist meine Verteilung der Prozente für die einzelnen Berechnungspunkte in Ordnung oder sollte ich da etwas ändern?

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Viel Stoff auf einmal, ich weiß. Deshalb auch hier schon mein Dank an alle, die sich alles bis hierher durchgelesen haben.
Es wäre schön von dem Einen oder Anderen Tipps zu erhalten wie ich mein Prognosesystem noch verbessern kann.

VG

Ewry

[FollowCapricorne 30]

Hallo ewry,
erstmal ein dickes Lob für Deine Arbeit!
Ein Problem ist sicher die Gewichtung der einzelnen Komponenten, das zweite Problem ist der Backtest. Man will sicher kein Geld verbraten, bevor man es getestet hat. Ich selber habe da keine Idee bzw. Möglichkeit, das müsste man sicher programmieren.

Das große Fragezeichen ist aber, ob es überhaupt Einstellungen gibt, mit denen man den Markt (pinnacle) auf Dauer schlagen kann!

Mach trotzdem mal weiter!